Um mit eurem Impact-Startup wirklich etwas zu bewegen, brauchen du und dein Team fundierte Einblicke in die Bedürfnisse und Erwartungen eurer Zielgruppe und Stakeholder. Ebenso solltet ihr die Annahmen validieren, die ihr über das gesellschaftliche oder ökologische Problem getroffen habt. Hier zeigen wir, wie ihr die relevanten Daten sammeln könnt, um fundierte Analysen durchzuführen und eure Wirkung zu maximieren.
Hier bist du richtig, wenn …
- du ein Impact-Startup gründen möchtest oder mit deinem Team schon mittendrin steckst.
- ihr eine erste Problemanalyse durchgeführt habt.
- ihr eine Vorstellung von eurer Zielgruppe und den Stakeholdern habt.
- ihr den Lean-Impact-Ansatz kennenlernen wollt.

Ihr seid noch nicht so weit?
Dann wähle hier das passende Kapitel aus
Dieses Kapitel hilft dabei, …
- eure Annahmen durch einen direkten Austausch mit der Zielgruppe zu überprüfen.
- die Bedürfnisse, Interessen und Einflussfaktoren der Zielgruppe besser zu verstehen.
- sicherzustellen, dass eure Lösung zielgerichtet ist.
- den Build-Measure-Learn-Ansatz von Lean Impact erfolgreich anzuwenden.
Es gibt verschiedene Methoden, mit denen ihr Daten zu Zielgruppe und Stakeholdern erheben könnt. Kaum eine Herangehensweise ist jedoch so effektiv wie das direkte Gespräch mit den Betroffenen. Das ist der beste Weg mit den schnellsten und klarsten Ergebnissen.
Der Fokus liegt hier auf qualitativen Befragungen der Zielgruppe. Mit qualitativen Befragungen sammelt ihr beschreibende Daten (offene Fragen) für tiefere Einblicke in Meinungen, Erfahrungen, Bedürfnisse und Erwartungen sowie damit verbundene Herausforderungen. Für eine ergänzende Analyse könnt ihr weiterhin quantitative Befragungen durchführen und Daten mit standardisierten Fragebögen (geschlossenen Fragen) für statistische Analysen sammeln.
Ziel ist es, herauszufinden, …
- ob das identifizierte Problem für den/die Interviewpartner*in relevant ist,
- wie genau die Person und ihr Umfeld von dem Problem betroffen sind und welche Konsequenzen es für sie mitbringt,
- wer sonst davon betroffen sein könnte.
Führt außerdem Einzelgespräche mit Stakeholdern, die direkt oder indirekt von eurer Lösung betroffen sind oder Einfluss darauf haben könnt. So lernt ihr auch ihre Bedürfnisse und Interessen besser kennen und stellt fest, wie sie von eurer Lösung beeinflusst werden. Stakeholder können z. B. Interessensverbände, Aktivist*innen, NGOs, Selbsthilfegruppen, Influencer*innen, Forscher*innen oder öffentliche Vertreter*innen sein.
Datensammlung mit Interviews und Befragungen
1. Wählt passende Interviewpartner*innen aus
Das ist entscheidend für aussagekräftige Ergebnisse. Achtet darauf, dass möglichst viele unterschiedliche Perspektiven, Hintergründe und Erfahrungen abgedeckt werden. Neben Personen aus der Zielgruppe könnt ihr zum Beispiel auch Expert*innen und Personen befragen, die in einem ähnlichen Umfeld arbeiten.
2. Entwickelt Interviewfragen für die Zielgruppengespräche
Welche Fragen an die Zielgruppe bzw. Stakeholder sich eignen, hängt davon ab, welchen Weg ihr mit eurem Startup bisher gegangen seid. Habt ihr bereits ein Problem identifiziert und wollt herausfinden, ob die von euch angenommene Zielgruppe dieses Problem als relevant empfindet (Weg 1)? Oder habt ihr euch bereits für eine Zielgruppe entschieden und wollt herausfinden, welches Problem ihr für sie lösen könnt (Weg 2)?
Typische allgemeine Fragen zur Person:
- Wie lautet Ihr Name und Ihre Berufsbezeichnung?
- In welcher Branche arbeiten Sie und wie lange sind Sie bereits in dieser Rolle tätig?
- Was sind die Hauptaufgaben und Verantwortlichkeiten in Ihrer Position?
Typische Fragen zu Weg 1:
- Sind Sie in Ihrer Arbeit schon einmal auf das folgende Problem gestoßen: [beschreiben Sie Ihr Problem]?
- Wie gehen Sie typischerweise mit [relevanter Herausforderung oder Aufgabe] um?
- Was glauben Sie, sind die Hauptursachen für dieses Problem? Warum (5x)?
- Wie stark wirkt sich dieses Problem auf Ihre Produktivität oder Effizienz aus?
- Welche Auswirkungen hat dieses Problem auf Ihre Arbeit oder Ihre Organisation?
- Welche Maßnahmen haben Sie bisher ergriffen, um mit diesem Problem umzugehen?
- Wie würde sich Ihre Arbeit verändern, wenn dieses Problem gelöst wäre?
- Falls dieses Problem für Sie nicht relevant ist, warum denken Sie, dass das so ist?
- Kennen Sie Personen in Ihrer Branche oder in ähnlichen Positionen, die dieses Problem haben könnten?
- Wem könnte dieses Problem Ihrer Meinung nach am ehesten begegnen?
- Glauben Sie, dass dieses Problem in Zukunft für Sie oder andere relevant werden könnte? Wenn ja, warum?
Typische Fragen zu Weg 2:
- Können Sie ein spezifisches Problem beschreiben, das Sie besonders frustriert? Wie oft tritt dieses Problem auf?
- Was glauben Sie, sind die Hauptursachen und Konsequenzen dieses Problems? Warum (5x)?
- Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie versuchen, [Herausforderung] zu bewältigen?
- Welche Sorgen oder Bedenken haben Sie, wenn Sie an [dieses Problem] denken?
- Wie fühlen Sie sich normalerweise, wenn Sie versuchen, [Herausforderung] zu bewältigen?
- Wie stark wirkt sich dieses Problem auf Ihre Produktivität oder Effizienz aus?
- Welche Auswirkungen hat dieses Problem auf Ihre Arbeit oder Ihre Organisation?
- Welche Rolle spielen externe Faktoren (z.B. Marktveränderungen, technologische Entwicklungen, Wertewandel) bei diesem Problem?
- Welches Problem müssten Sie zuerst gelöst haben, um Ihre Arbeit effizienter und angenehmer zu gestalten?
5‑Whys-Technik
Verwendet für die Fragen zu den Ursachen und Auswirkungen die 5‑Whys-Technik (siehe Kapitel „Wie führe ich eine Problem‑, Zielgruppen- und Stakeholderanalyse durch?“). Fragt bei jeder identifizierten Ursache „Warum tritt dies auf?“ und wiederholt diesen Schritt fünfmal. Fragt bei jeder identifizierten Konsequenz „Wozu führt das?“ und wiederholt diesen Schritt zwei- bis dreimal.
3. Verfasst ein ansprechendes Anschreiben für das Interview
Formuliert klar die Erwartungen an die Teilnehmenden. Geht davon aus, dass sich viele Personen vorab fragen, was genau sie erwartet und ob sie sich vorbereiten müssen. Erklärt, wie lange das Interview dauern wird, welchen Zweck es verfolgt, und betont, dass keine spezielle Vorbereitung nötig ist. Bedankt euch im Voraus bei den Teilnehmenden für ihre Zeit und betont, wie wichtig ihr Beitrag für das Projekt ist.
4. Schafft eine angenehme Atmosphäre für das Gespräch
Eine vertrauensvolle Atmosphäre ist die Grundlage für ein offenes und ehrliches Gespräch. Beginnt den Austausch mit einer kurzen Vorstellung und erklärt, worum es in eurem Projekt geht und warum ihr das Interview führt. Stellt sicher, dass die Teilnehmenden sich wohlfühlen, indem ihr eine freundliche, entspannte Umgebung schafft und ihnen die Möglichkeit gebt, jederzeit Fragen zu stellen oder Bedenken zu äußern.
5. Wählt wenn nötig eine zusätzliche Methode für die Datensammlung
Wenn eure Zielgruppe nicht aussagefähig ist oder ihr Schwierigkeiten habt, aussagekräftige Antworten zu erhalten, gibt es auch andere Wege, um mehr über die Bedürfnisse und Herausforderungen der Zielgruppe zu erfahren: Ihr könnt zum Beispiel die Zielgruppe in ihrem Alltag begleiten, um direkt zu sehen, wie sie mit Herausforderungen umgehen und welche Probleme tatsächlich bestehen oder mit den Stakeholdern einen Workshop abhalten.
Nächstes Kapitel: Reality-Check
Ihr habt eure Datensammlung abgeschlossen – die Ergebnisse sind auch ein wichtiger Referenzpunkt für die spätere Wirkungsmessung.
Im nächsten Kapitel geht es aber erst einmal darum, wie ihr die Daten einem Realitätscheck unterzieht, um eure Problem- und Zielgruppenanalyse zu validieren.