Um langfristig erfolgreich zu sein, müsst ihr nicht nur wachsen, sondern euer Team, eure Prozesse und eure Organisationskultur gezielt weiterentwickeln. In diesem Kapitel geht es darum, wie ihr euer Startup für die nächste Wachstumsphase vorbereitet und dabei anpassungsfähig und wettbewerbsfähig bleibt.
Hier bist du richtig, wenn …
- du ein Impact-Startup gegründet hast.
- eure Zielgruppe, das Problem, die Lösung und euer Impact klar definiert sind.
- euer Minimal Viable Produkt (MVP) getestet und validiert ist.
- ihr das Impact- und Marktpotential sowie das Finanzierungsmodell festgelegt habt.
- die benötigten Ressourcen vorhanden sind.

Ihr seid noch nicht so weit?
Dann wähle hier das passende Kapitel aus
Dieses Kapitel hilft dabei, …
- euer Team gezielt zu vergrößern und weiterzuentwickeln.
- effiziente Strukturen und Prozesse aufzubauen.
- eure Organisationskultur zu reflektieren und zu gestalten.
Euer Team stärken und erweitern
Um euer wachsendes Startup zu managen, braucht es ein starkes Team. Das bedeutet nicht nur, neue Talente zu gewinnen, sondern auch bestehende Mitarbeitende auszubilden. Fragt euch, welche Fähigkeiten euch fehlen und wie ihr diese Lücken schließen könnt. Mit klaren Plänen für Skills, Weiterentwicklung und neue Teammitglieder legt ihr den Grundstein für nachhaltiges Wachstum.
1. Definiert die benötigten Skills
Identifiziert die Schlüsselqualifikationen, die es für jede Rolle in eurem Startup braucht. Achtet dabei auf Hard Skills (fachliche Kompetenzen) und Soft Skills (soziale und persönliche Fähigkeiten) sowie auf zukünftige Unternehmensziele.
Typische Hard-Skill-Lücken sind:
- Technische Fähigkeiten: Mangel an Kenntnissen in Programmiersprachen oder KI kann das Wachstum von Lösungen behindern.
- Finanzmanagement: Unzureichende Kenntnisse in Finanzkalkulation und Buchhaltung könnt die nachhaltige Entwicklung des Startups gefährden.
- Projektmanagement: Fehlende Fähigkeiten in der strukturierten Planung und Durchführung von Projekten könnt die Effizienz beeinträchtigen.
- Impact Measurement: Fehlende Fähigkeiten zur Messung und Berichterstattung über die soziale oder ökologische Wirkung des Startups
Typische Soft Skill Gaps sind:
- Schwierigkeiten bei der Teamarbeit oder Kommunikation könnt die Zusammenarbeit im Startup, mit Kund*innen oder Zielgruppen beeinträchtigen.
- Mangelnde Problemlösungsfähigkeiten oder Kreativität könnt der Entwicklung innovativer Ansätze und der Bewältigung von Herausforderungen im Weg stehen.
- Fehlende Führungsqualitäten oder Managementfähigkeiten in entsprechenden Positionen könnt Strukturen, Prozesse und Organisationskultur negativ beeinflussen.
Wirkungsmanager*n einsetzen
Führt eine Stelle für Wirkungsmanagement ein, um die Wirkung eures Startups zu messen, zu steuern und zu maximieren. Dafür muss nicht zwangsläufig eine neue Person eingestellt werden.
Ihr könnt auch einem oder mehreren Teammitglieder genügend zeitliche Ressourcen einräumen, um euer Wirkungsmanagement umsetzen zu könnt.
So könnt ihr die Effektivität und Transparenz eurer Arbeit verbessern, Investor*innen und Stakeholdern klare Ergebnisse kommunizieren und eure Lösung gezielt weiterentwickeln. Wirkungsmanagement wird außerdem immer wichtiger, um sich auf dem Markt zu positionieren.
2. Bewertet die vorhandenen Skills und identifiziert Lücken
Wenn ihr wisst, welche Skills ihr benötigt, geht es daran, zu prüfen, welche davon bereits im Team vorhanden sind. Das findet ihr z. B. durch Mitarbeitendenbewertungen und Selbsteinschätzungen der Teammitglieder heraus.
Mit Hilfe einer Skill-Matrix könnt ihr die vorhandenen mit den benötigten Skills vergleichen. Die sich daraus ergebenden Lücken solltet ihr priorisieren.
3. Analysiert die Ursachen und Auswirkungen bestehender Lücken
Untersucht die Gründe für die Skill Gaps. Bewertet die Auswirkungen auf Unternehmensziele und ‑leistung.
4. Entwickelt einen Aktionsplan
Entwickelt anschließend einen Aktionsplan. Plant gezielte Weiterbildungsmaßnahmen, stellt neue Teammitglieder ein oder kombiniert beides. Setzt euch dafür realistische Ziele und Zeitrahmen.

Prozesse strukturieren und Rollenverantwortlichkeiten klären
Unklare Prozesse und Verantwortlichkeiten könnt schnell zu Ineffizienz und Missverständnissen führen. Durch die Strukturierung eurer Prozesse und die Festlegung klarer Rollen stärkt ihr die Transparenz, vereinfacht die Zusammenarbeit und schafft die Grundlage für nachhaltiges Wachstum.
1. Entscheidet, welchen Prozess ihr analysieren möchtet
Wählt einen zentralen Prozess aus und setzt euch klare Start- und Endpunkte für die Prüfung. Fragt euch, welche Schritte wirklich notwendig sind, wer die Verantwortung für die einzelnen Aufgaben trägt und wie der Prozess euren Impact beeinflusst. Prozesse können z.B. sein:
Produktionsprozess
Marketingprozess
Einkaufsprozess
Verkaufsprozess
Wirkungsmanagementprozess
Meetingprozess
Feedbackprozess
2. Erstellt ein SIPOC-Diagramm, um den Prozess darzustellen
Mit einem SIPOC-Diagramm könnt ihr eure Prozesse visualisieren und analysieren. Es hilft dabei, alle wichtigen Bestandteile eines Prozesses zu identifizieren und zu verstehen, welche Elemente zum Erfolg beitragen oder verbessert werden könnt. SIPOC steht für die folgenden fünf Kategorien:
- Supplier (Lieferant*innen): Wer liefert die Ressourcen, die für den Prozess benötigt werden? Das könnt externe Partner*innen, interne Abteilungen oder andere Stakeholder sein.
- Inputs (Ressourcen): Welche Ressourcen, Materialien oder Informationen werden benötigt, um den Prozess zu starten?
- Process (Prozess): Welche Schritte durchläuft der Prozess von Anfang bis Ende? Hier werden die Hauptaktivitäten in einer klaren Reihenfolge aufgelistet. Es sollten nicht mehr als 5–7 Schritte sein.
- Outputs (Ergebnisse): Was ist das Resultat des Prozesses? Dies könnt Produkte, Dienstleistungen, Informationen oder andere Ergebnisse sein, die der Prozess erzeugt.
- Customer (Kund*innen): Wer erhält die Ergebnisse des Prozesses? Beispiele: externe Kund*innen, interne Abteilungen oder andere Stakeholder, die von den Outputs profitieren.

3. Betrachtet die einzelnen Aktivitäten im Prozess genauer
Dokumentiert alle Aufgaben, die für die Durchführung des jeweiligen Prozesses erforderlich sind. Um die Rollen und Verantwortlichkeiten in den Hauptprozessschritten klar zu definieren und so die Effizienz zu steigern, könnt ihr die RACI-Methode nutzen. RACI steht für folgende vier Kategorien, aus denen ihr eine Matrix erstellen könnt:
- Responsible: Wer ist direkt dafür verantwortlich, die Aufgabe auszuführen? Es kann mehrere Responsible-Rollen pro Aufgabe geben, aber idealerweise bleibt die Zahl überschaubar.
- Accountable: Wer trägt die finale Verantwortung für die Aufgabe? Für jede Aufgabe sollte es nur eine Accountable-Rolle geben.
- Consulted: Wer wird bei der Durchführung der Aufgabe um Rat gefragt? Die Consulted-Rolle sollte vor wichtigen Entscheidungen eingebunden werden.
- Informed: Wer muss über den Fortschritt oder die Ergebnisse der Aufgabe informiert werden? Die Informed-Rolle muss nicht aktiv eingebunden werden, aber soll auf dem Laufenden gehalten werden.

4. Prüft, wie jede Aktivität euren Impact beeinflusst
Alles, was ihr in eurem Startup umsetzt, kann Auswirkungen auf euren sozialen, ökologischen oder wirtschaftlichen Impact haben. Um sicherzustellen, dass ihr eure Ressourcen optimal einsetzt, geht wie folgt vor:
Bewertet, ob die Aktivität den Impact positiv oder negativ beeinflusst und in welchem Ausmaß. Nutzt für die Bewertung konkrete Kriterien und Daten, z. B. auf einer Skala von 1 bis 5 oder mittels KPI-Tracking (regelmäßige Messung zentraler Werte). Zusammen mit eurem Systems Mapping aus dem Kapitel „Wirkungsmanagement“ / LINK) könnt ihr unerwünschte Nebenwirkungen erkennen. Das bezieht sich nicht nur auf negative Auswirkungen durch euer Geschäftsmodell, sondern auch auf eure Verhalten in eurer gesamten Wertschöpfungskette (siehe Hinweis). Sobald ihr Schwachstellen entdeckt, entwickelt gezielte Maßnahmen, um diese zu beseitigen.
ESG-Management
Welche Kriterien ihr für eure Prozesse berücksichtigen könnt, um auch euer ESG-Management professionell aufzustellen, könnt ihr hier finden.
Ebenso könnt ihr prüfen, ob ein Social Life Cycle Assessment (S‑LCA) für eure Lösung hilfreich ist. Das S‑LCA ist eine Methode zur umfassenden Bewertung der sozialen und sozioökonomischen Auswirkungen von Produkten, Dienstleistungen oder Systemen entlang ihres gesamten Lebenszyklus. S‑LCA dient als Instrument für Unternehmen, um ihre sozialen Auswirkungen zu verstehen, zu bewerten und zu verbessern, was zu einer nachhaltigeren und verantwortungsvolleren Produktion und Nutzung von Gütern und Dienstleistungen beiträgt. Mehr dazu hier.
Eure Organisationskultur reflektieren
Eure Unternehmenskultur ist das Rückgrat eures Startups. Sie beeinflusst nicht nur die Zusammenarbeit im Team, sondern auch, wie ihr nach außen wahrgenommen werdet. Eine starke, bewusste Kultur kann Innovation fördern, Talente anziehen und eure Vision greifbar machen.
1. Definiert einen Wertekanon
Überlegt, welche Werte euch wichtig sind (z. B. Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit, Innovation) und wie ihr diese mit eurem Startup in Einklang bringen könnt. Organisiert Workshops oder Brainstorming-Sitzungen mit eurem Team, um gemeinsam Werte zu erarbeiten, die für alle relevant sind. Das fördert die Akzeptanz und stärkt die Identifikation der Mitarbeitenden mit den Werten. Wählt 3 bis 5 zentrale Werte aus, die eure Organisationskultur prägen sollen. Diese sollten speziell auf euer Startup zugeschnitten sein.
2. Skizziert eine Soll-Kultur
Analysiert den Ist-Zustand eurer aktuellen Organisationskultur – z. B. durch anonyme Befragungen, Feedbackgespräche und Interviews mit euren Mitarbeitenden. Und überlegt euch anschließend, wie eure Soll-Kultur aussieht: Damit ist die Kultur gemeint, dir ihr anstrebt, um eure Vision und Ziele bestmöglich zu erreichen. Die Soll-Kultur beschreibt, wie Zusammenarbeit, Werte und Verhaltensweisen in eurem Startup aussehen sollen.
Fragt euch: Wo möchten wir hin? Was soll sich verändern? Was ist strategisch sinnvoll?
Berücksichtigt dabei die Geschäftsstrategie, das Geschäftsumfeld und aktuelle Herausforderungen. Identifiziert Stärken der bisherigen Kultur, die beibehalten werden sollen, und Schwächen, die verbessert werden müssen. Dafür könnt ihr die Keep-Start-Stop-Methode nutzen:
- Keep: Was sollte beibehalten werden?
- Start: Was sollte begonnen werden?
- Stop: Was sollte beendet werden?
3. Operationalisiert eure Organisationskultur
Übersetzt die definierten Werte und die Soll-Kultur in konkrete Verhaltensweisen und Entscheidungsrichtlinien, die im Alltag gelebt werden könnt (z. B. „Nachhaltigkeit“ bedeutet: bevorzugte Zusammenarbeit mit umweltfreundlichen Lieferant*innen). Entscheidungen sollten stets an den Werten ausgerichtet sein und an veränderte Umstände angepasst werden. Entwickelt eine klare Vision für eure Soll-Kultur, z. B.: „Wir schaffen gemeinsam eine Feedback-orientierte und innovationsfreundliche Unternehmenskultur.“
Um den Fortschritt auf dem Weg zu eurer Soll-Kultur überprüfen zu könnt, braucht ihr messbare Ziele. Ihr könnt sie mit Hilfe der S.M.A.R.T.-Methode formulieren:
Die Indikatoren sollten
- Spezifisch: Klar definiert und eindeutig
- Messbar: Quantifizierbar
- Attraktiv: Relevant für Ihr Ziel
- Realistisch: Mit verfügbaren Ressourcen erreichbar
- Terminiert: Zeitlich begrenzt
sein.
4. Haltet eure Ergebnisse in einem Code of Conduct fest
Lasst den Entwurf von der Rechtsabteilung oder externen Anwälten prüfen. Macht den Code of Conduct allen Mitarbeitenden zugänglich und stellt sicher, dass er auch für Externe leicht auffindbar und in relevanten Sprachen verfügbar ist. Führt regelmäßige Schulungen mit euren Mitarbeitenden durch, um Verständnis und Anwendung zu fördern.
Hinweis:
Euer Impact Handbook ist elementarer Bestandteil eures Code of Conducts. Wie ihr dieses erstellt findet ihr im Kapitel „Wirkungsorientiert skalieren für Impact-Startups: Steuerung, Formalisierung und Skalierung eures Impacts“.
Nächster Schritt: KPIs messen
Ihr habt angefangen, euer Team für die Wachstumsphase eures Startups fit zu machen, effiziente Strukturen und Prozesse entwickelt und den Grundstein für eine stabile Organisationskultur gesetzt.
Bevor ihr zur Messung von KPIs übergeht und ein Referenzszenario für eure Wirkungsmessung erstellt, solltet ihr einen Plan für das wirtschaftliche Wachstum (LINK 1) eures Startups entwickeln und euer Wirkungsmanagement (LINK 2) optimieren.