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Persönliche Einsichten: zur Lancierung eines First Time Impact VC Funds

“Es wird wahrscheinlich ein Gang durch die Wüste, aber Sie schaffen das.” Diese Reaktion hörte unsere Autorin, als sie von ihrem Plan erzählte, einen Impact Fonds aufzulegen. Was aus dem Vorhaben wurde.

 


 

von Dr. Christin ter Braak-Forstinger
Mitgründerin und CEO, Chi Impact Capital

Ich bin gerade auf dem Weg von Berlin nach Zürich zurück in unser Büro. Gestern Abend war die Verleihung des KfW Capital Award 2023 in Berlin. Was für ein tolles Event. Wir haben es mit unserer Firma Chi Impact Capital und unserem Impact VC Fonds, dem Burning Issues Impact Fund/BIIF, unter die Finalisten ‘Best Impact Investor 2023’ geschafft. Aber in Wahrheit bleibt gar keine Zeit, dies ausgiebig zu feiern.

 

Ich bin heute um 4.30 Uhr aufgestanden und habe begonnen, meine „To-do“-Liste zu bearbeiten. Sie muss noch vor dem Wochenende fertig sein – heute ist bereits Freitag. In ein paar Tagen wollen wir zusätzlich unseren Impact Report 2023 lancieren. Das ist jedes Mal eine kleine Masterarbeit. Das große Glück: Wir ziehen alle am gleichen Strang in unserem kleinen Team und sind top motiviert. Auf der anderen Seite sind wir selbst mit einem Start-Up gleichzusetzen, auch wenn wir als Impact VC in junge Impact-Pioniere mit dem Burning Issues Impact Fund investieren.

 

Das allerwichtigste ist Resilienz

 

Kürzlich hat mich jemand auf einem Panel gefragt, was denn die größte Herausforderung dabei sei, einen first-time Impact-Fund zu lancieren. Spontan und aus dem Bauch heraus war meine Antwort: Das allerwichtigste ist Resilienz. Große persönliche Resilienz. Jeden Tag. Vor allem, wenn man – so wie wir damals – auf der grünen Wiese beginnt. Sprich: Wenn man nicht von Tag 1 einen großen privaten Ankerinvestor im Rücken hat und es in Wahrheit kein Budget für Reisekosten, Löhne oder sonstige Ausgaben gibt.

 

Wie jeder andere Gründer muss man bereit sein, nicht nur seine Ersparnisse in den Aufbau der eigenen Firma und in den eigenen Fonds zu investieren, sondern man muss sich auch im Klaren darüber sein, was es heißt, die extra Meile zu gehen.

 

Wir haben unzählige Gespräche quer durch Europa geführt – „die Kliniken geputzt“, wie man so schön sagt. Und überwiegend gehört: „Tolle Idee, am besten kommen Sie mit dem 2. Fonds wieder“. Eine wunderbare und nach vorne denkende Stiftung aus Basel war von unserem Vorhaben überzeugt: Mit dem BIIF in junge kern-regenerative Impact Pioniere zu investieren, die mit ihren Geschäftsmodellen Lösungen für die dringlichsten Herausforderungen unserer Zeit bereitstellen. Die Stiftung hat uns ein erstes Commitment gegeben, in den BIIF zu investieren. Das hat uns in den weiteren Gesprächen mit Investoren enorm geholfen.

Unterschätzte First-Time-Funds

 

Auch wenn man kein first-time-Team ist, muss man sich darauf einstellen, dass es im Markt viele Vorurteile gegen First-Timer gibt. Interessanterweise übersehen die meisten Kritiker dabei, dass First-Time-Funds ein großes Potenzial zur Outperformance haben. Mein persönlicher Plan: Sobald ich wieder mehr persönliche Liquidität habe und erste Rückzahlungen von unserem Fonds erhalte, werde ich selber ausschließlich in First-Time-Impact-Fund-Manager investieren.

 

Warum? Sie haben gar keine andere Wahl, als absolut committed zu sein. Und sie haben auch noch nicht die Legacy von Bestandsfonds. Das heißt: Win First-Time-Fund-Manager kann sich voll und ganz auf seinen aktuellen und einzigen Fonds konzentrieren. Um die Herausforderungen unserer Zeit zu lösen, brauchen wir viele neue, weitere Top-Impact-Vehikel.

 

„Es wird wahrscheinlich ein Gang durch die Wüste, aber Sie schaffen das.“ Das sagte mir vor einigen Jahren Dr. Uli Grabenwarter vom European Investment Fund/EIF, als ich ein Gespräch mit ihm führte und ihm von unserem Plan erzählte, einen Impact Fonds aufzulegen. In Afrika war ich bis dahin oft gewesen, aber nie wirklich in der Sahara. Heute verstehe ich, was Dr. Grabenwarter damals meinte. Höhen und Tiefen liegen extrem eng beieinander. Ich muss gestehen: Ich fühlte mich oft wie ein Gummiband, das man nach maximaler Dehnung tatsächlich noch ein bisschen weiter dehnen kann und dann sogar noch ein kleines Stückchen mehr.

 

Auf der anderen Seite war und ist da dieser enorme innere Antrieb, der einen nicht aufhören lässt, weiterzugehen und auch die riesige Motivation, jeden Tag diese transformativen Geschäftsmodelle zu sehen, die wir so dringend brauchen. An dunklen Tagen war mein persönlicher Zufluchtsort der Blick nach innen. Als ausgebildete Yogalehrerin weiss ich, wie wichtig und heilend es ist, den Blick vom lauten, hektischen und turbulenten Außen in das ruhige Innere zu richten. Ehrlicherweise kostet das auch mir manchmal ziemlich viel Überwindung und diese Ruhe will nicht unmittelbar einkehren.

 

Impact Fonds und ihre Rolle in der Transformation

 

Impact Fonds spielen eine wichtige Rolle in der dringend notwendigen Transformation unserer Wirtschaft. Sie stellen Kapital bereit für soziale und ökologische Innovationen für unsere Gesellschaft und unseren Planeten. Wahrscheinlich könnte ich mein Geld in der traditionellen Finanzwelt einfacher verdienen. Ich habe diese aber bewusst hinter mir gelassen, weil ich dafür brenne, den Wandel in Richtung einer regenerativen Wirtschaft pro-aktiv mit Impact Investments voranzutreiben.

 

Als Mutter zweier Kinder will ich, dass meine Kinder auch noch in 20 Jahren lebende Korallen, lebende Bienen und Schmetterlinge und lebende Gletscher auf diesem wunderschönen Planeten vorfinden. Soziale und ökologische Innovationen, gepaart mit Technologie, bringen Skalierungspotenzial und gesundes wirtschaftliches Wachstum. Dies ermöglicht es uns, den Wandel vom derzeitigen degenerativen Wachstumsmodell hin zu einem regenerativen Wachstumsmodell einzuleiten. Die Zeit dazu war nie dringlicher.

 

Privatinvestoren können diesen Wandel alleine nicht einleiten. Auch die Politik ist gefordert, langfristig zu denken und zu agieren. Es braucht dringend attraktivere Rahmenbedingungen für junge Unternehmen, die solche Innovationen fördern. Durch diese jungen Pioniere sind auch alteingesessene Unternehmen gefordert, umzudenken. Nachhaltigkeit ist heute kein Luxus mehr, es ist ein essentielles und langfristiges Überlebenskriterium. Attraktivere rechtliche Rahmenbedingungen braucht es aber auch für Investoren, zum Beispiel für Stiftungen, die ein so riesiges Potenzial als Multiplikator und Brücke zum Impact Investing und zu einer regenerativen Wirtschaft haben.

 

„Radical Collaboration“ wird überall propagiert, aber in der Praxis leider viel zu wenig gelebt. Zu viel Gerede und zu wenig Taten. Leider nichts neues. Mich persönlich motiviert aber nicht der Vergleich mit anderen, sondern, dass jeder Schritt nach vorne weiterhilft. Persönlich und professionell.