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Ver­mö­gen ist die Fähig­keit etwas zu Bewe­gen

„Ver­mö­gen bedeu­tet für mich nicht, Geld zu hor­ten, son­dern die Fähig­keit, etwas zu bewe­gen. Das kann finan­zi­el­ler Natur sein, aber auch ideel­ler. Ver­mö­gen­de Men­schen soll­ten ihre finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten dazu nut­zen, um inno­va­ti­ve und nach­hal­ti­ge Pro­jek­te zu för­dern, die lang­fris­tig posi­ti­ven Ein­fluss haben.“


Dr. Eck­art von Hirsch­hau­sen im Inter­view.

Erst­ver­öf­fent­li­chung durch chan­ge – das Maga­zin der Ber­tels­mann Stif­tung am 05. Juli 2024

Was heißt es, Ver­ant­wor­tung für unse­re eige­ne Gesund­heit und die unse­rer Umwelt zu über­neh­men? chan­ge hat mit Dr. Eck­art von Hirsch­hau­sen über die Bedeu­tung von sozia­lem Enga­ge­ment und nach­hal­ti­gen Inves­ti­tio­nen sowie über sei­ne Visi­on einer lebens­wer­ten Zukunft gespro­chen.

Für Dr. Eck­art von Hirsch­hau­sen sind die mensch­li­che Gesund­heit und der Kli­ma­schutz untrenn­bar mit­ein­an­der ver­bun­den: Der Arzt und Wis­sen­schafts­jour­na­list setzt sich mit sei­ner Stif­tung „Gesun­de Erde – Gesun­de Men­schen“ für den Schutz der Pla­ne­ta­ren Gesund­heit ein. Bei einer Ver­an­stal­tung für Next­Gen Impact Investor:innen, orga­ni­siert von der Bun­des­in­itia­ti­ve Impact Inves­t­ing e. V. und der Ber­tels­mann Stif­tung, hat chan­ge ihn getrof­fen. Im Inter­view spricht er dar­über, war­um wir in Bezug auf den Kli­ma­schutz drin­gend han­deln müs­sen, und gibt Tipps, wie wir alle zu einer bes­se­ren Zukunft bei­tra­gen kön­nen.

Herr Dr. von Hirsch­hau­sen, wie kön­nen wir unse­re per­sön­li­che Gesund­heit und die Gesund­heit des Pla­ne­ten im All­tag schüt­zen?

„Gesund­heit beginnt nicht mit einer Tablet­te, einer Ope­ra­ti­on oder einem MRT. Gesund­heit beginnt mit der Luft, die wir atmen, dem Was­ser, das wir trin­ken, den Pflan­zen, die wir essen kön­nen, und erträg­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren. Und all die­se Din­ge sind in unse­rer Welt gera­de in gro­ßer Gefahr. Des­halb soll­ten wir uns auf unse­ren öko­lo­gi­schen Fuß­ab­druck, unse­ren Hand­ab­druck und unse­ren Herz­ab­druck kon­zen­trie­ren. Ein klei­ner Schritt ist zum Bei­spiel, statt mit dem Auto mit dem Fahr­rad zu fah­ren oder statt des Flug­zeugs den Zug zu neh­men. Auch das Enga­ge­ment in NGOs und Stif­tun­gen kann einen gro­ßen Unter­schied machen. Außer­dem ist es wich­tig, über die Din­ge zu spre­chen, die uns Sor­gen berei­ten, und die­je­ni­gen zu fei­ern, die nach Lösun­gen suchen.“

„Das Wich­tigs­te, das eine Ein­zel­ne oder ein Ein­zel­ner jetzt tun kann, ist: nicht allei­ne zu blei­ben! Des­we­gen soll­te sich jede:r mor­gens beim Auf­wa­chen über­le­gen: ‚Wen kann ich heu­te bewe­gen, der mehr bewe­gen kann als ich selbst?‘“

- Dr. Eck­art von Hirsch­hau­sen, Arzt, Wis­sen­schafts­jour­na­list und Spea­k­er

Sie spre­chen von Fuß­ab­druck, Hand­ab­druck und Herz­ab­druck. Kön­nen Sie uns etwas genau­er erklä­ren, was Sie damit mei­nen?

„Der Fuß­ab­druck bezieht sich auf unse­re nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die Umwelt, also die Res­sour­cen, die wir ver­brau­chen, und die Emis­sio­nen, die wir ver­ur­sa­chen. Der Hand­ab­druck hin­ge­gen steht für die posi­ti­ven Aus­wir­kun­gen unse­rer Hand­lun­gen, wie zum Bei­spiel die Unter­stüt­zung nach­hal­ti­ger Pro­jek­te. Der Herz­ab­druck sym­bo­li­siert unse­ren emo­tio­na­len und sozia­len Bei­trag: Wie wir ande­re inspi­rie­ren, indem wir über unse­re Sor­gen und Visio­nen spre­chen und Men­schen fei­ern, die Lösun­gen für die Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit fin­den. Alle drei Aspek­te sind wich­tig, um eine nach­hal­ti­ge und gerech­te Zukunft zu gestal­ten.“

In wel­chem Bereich sehen Sie den größ­ten Hand­lungs­be­darf?

„Wir müs­sen weg von fos­si­len Brenn­stof­fen, hin zu erneu­er­ba­ren Ener­gien und end­lich eine CO2-Brem­se ein­füh­ren. Es kann nicht sein, dass der Scha­den, den eine Ton­ne CO2 anrich­tet, immer noch höher ist als der Preis, den Unter­neh­men auf dem Markt dafür zah­len. Ein posi­ti­ves Bei­spiel ist Däne­mark. Dort lohnt es sich für Unter­neh­men auf ein­mal, nach­hal­tig zu inves­tie­ren, weil der CO2-Preis ange­ho­ben wur­de. Wir brau­chen drin­gend einen Rea­li­täts­check, bei dem wir uns fra­gen, was uns die Kli­ma­kri­se jetzt schon kos­tet und was sie uns kos­ten wird, wenn wir so wei­ter­ma­chen wie bis­her. Dann wird sehr schnell klar, dass die Inves­ti­tio­nen, die wir jetzt täti­gen müss­ten, um die Lebens­grund­la­gen der Men­schen zu sichern, gerin­ger sind als der Preis, den wir für die Fol­gen zah­len, wenn wir nichts tun.“

Haben ver­mö­gen­de Men­schen eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung in unse­rer Gesell­schaft?

„Ver­mö­gen bedeu­tet für mich nicht, Geld zu hor­ten, son­dern die Fähig­keit, etwas zu bewe­gen. Das kann finan­zi­el­ler Natur sein, aber auch ideel­ler. Ver­mö­gen­de Men­schen soll­ten ihre finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten dazu nut­zen, um inno­va­ti­ve und nach­hal­ti­ge Pro­jek­te zu för­dern, die lang­fris­tig posi­ti­ven Ein­fluss haben. Denn was ist all das Geld noch wert, wenn wir auf einem Pla­ne­ten leben, der nicht mehr lebens­wert ist? Deutsch­land ist eines der reichs­ten Län­der der Welt und hat die Res­sour­cen, um eine Vor­rei­ter­rol­le beim Kli­ma­schutz zu über­neh­men. In der öffent­li­chen Debat­te wird oft der siche­re Weg gewählt, aber vor allem die jün­ge­re Gene­ra­ti­on hat erkannt, dass der sichers­te Weg, den Sta­tus quo zu zer­stö­ren, dar­in besteht, an ihm fest­zu­hal­ten. Des­halb ist es wich­tig, nicht nur auf poli­ti­sche Maß­nah­men zu war­ten, son­dern selbst aktiv zu wer­den.“

„Vor allem die jün­ge­re Gene­ra­ti­on hat erkannt, dass der sichers­te Weg, den Sta­tus quo zu zer­stö­ren, dar­in besteht, an ihm fest­zu­hal­ten. Des­halb ist es wich­tig, nicht nur auf poli­ti­sche Maß­nah­men zu war­ten, son­dern selbst aktiv zu wer­den.“

- Dr. Eck­art von Hirsch­hau­sen, Arzt, Wis­sen­schafts­jour­na­list und Spea­k­er

Haben Sie Tipps, wie man auch ohne gro­ßes Ver­mö­gen zu einem nach­hal­ti­ge­ren Umgang mit Kli­ma und Umwelt bei­tra­gen kann?

„Das Wich­tigs­te, das eine Ein­zel­ne oder ein Ein­zel­ner jetzt tun kann, ist: nicht allei­ne zu blei­ben! Des­we­gen soll­te sich jede:r mor­gens beim Auf­wa­chen über­le­gen: „Wen kann ich heu­te bewe­gen, der mehr bewe­gen kann als ich selbst?“ Einer der Grün­de, war­um ich die Stif­tung „Gesun­de Erde – Gesun­de Men­schen“ gegrün­det habe, war die Erkennt­nis: Es ist schwer, die Welt ehren­amt­lich zu ret­ten, solan­ge ande­re sie haupt­be­ruf­lich zer­stö­ren. Jede:r kann sei­nen Bei­trag dazu leis­ten, eine gemein­sa­me Visi­on von einer lebens­wer­ten Zukunft für alle zu schaf­fen, indem er sich im Rah­men sei­ner Mög­lich­kei­ten enga­giert und nach­hal­ti­ge Pro­jek­te, zum Bei­spiel in Ver­ei­nen, Kir­chen, Initia­ti­ven oder Stif­tun­gen, unter­stützt.“

In was für einer Welt möch­ten Sie in zehn Jah­ren leben?

„Mein The­ma als Arzt ist Gesund­heit, und ich erle­be viel Unsi­cher­heit und Angst, sowohl bei Wissenschaftler:innen als auch bei Men­schen, die sich enga­gie­ren. Die Fra­ge ist, was noch pas­sie­ren muss, bis die Mensch­heit end­lich auf­wacht. Ich wün­sche mir, dass wir in zehn Jah­ren in Euro­pa der ers­te kli­ma­neu­tra­le Kon­ti­nent sind. Das wäre die größ­te Erfolgs­ge­schich­te, die wir seit dem Frie­den nach dem Zwei­ten Welt­krieg schrei­ben kön­nen. Ande­re Regio­nen der Welt schau­en auf uns und wer­den nur fol­gen, wenn wir es schaf­fen. Ich möch­te in zehn Jah­ren zurück­bli­cken und sagen kön­nen, dass ich alles in mei­ner Macht Ste­hen­de getan habe, um die Din­ge zum Bes­se­ren zu wen­den. Wir alle haben jetzt die Chan­ce, etwas zu ver­än­dern, und wir soll­ten sie nut­zen.“

Vie­len Dank für das Gespräch!

Du möch­test mehr dar­über erfah­ren, wie wir gemein­sam einen posi­ti­ven Wan­del gestal­ten kön­nen? Mit dem Pro­gramm „Nach­hal­ti­ge Sozia­le Markt­wirt­schaft“ setzt sich die Ber­tels­mann Stif­tung dafür ein, wirt­schaft­li­chen Erfolg und sozia­le Teil­ha­be mit öko­lo­gi­scher Ver­ant­wor­tung in Ein­klang zu brin­gen. Schau rein!