Wirkung passiert nicht zufällig – sie kann strategisch gesteuert werden
Kolja Missura, Clara Roberts und Teresa Jakolev von Salt & Impact
Wie viel kann gewonnen werden, wenn Wirkung strategisch gesteuert wird? Und wie viel geht verloren, wenn dies nicht geschieht? Diese Fragen sind zentral für Organisationen, die nachhaltige Veränderung bewirken möchten. In vielen Projekten zeigt sich, dass guter Wille und positive Absichten allein nicht ausreichen. Häufig fehlen ein systematisches Wirkungsmanagement und ein strategischer Blick auf Wirkung.
Wirkung ist planbar und messbar
Eine strategische Herangehensweise an Wirkung ermöglicht es Organisationen, ihre Arbeit gezielt an nachhaltiger Veränderung auszurichten. Ein systematisches Wirkungsmanagement unterstützt Teams dabei, ihre Wirkungslogik zu entwickeln, zu testen und kontinuierlich zu verbessern. Wirkung sollte dabei nicht als optionales Element betrachtet werden, sondern als integraler Bestandteil der Organisationsstrategie.
Erkenntnisse aus der Praxis
In Interviews, die wir für die Entwicklung von Salt & Impact geführt haben, äußerten Organisationen zum Thema Wirkung häufig Aussagen wie: „Unsere Wirkung messen wir nicht, aber wir sehen sie an den strahlenden Kindergesichtern.“ Obwohl Kinderlachen zweifelsfrei etwas ganz Besonderes ist, geht Wirkung über solche emotionalen Bilder hinaus und bietet strategische Vorteile. Sie bedeutet langfristige und überprüfbare Veränderungen. Werden diese Potenziale nicht genutzt, bleibt die Wirkung eines Projekts oft hinter ihren Möglichkeiten zurück.
Dennoch gibt es Bedenken, die Organisationen davon abhalten, sich intensiver mit Wirkungsmanagement zu befassen. Zum einen zeigten Interviews mit zahlreichen Organisationen, die gesellschaftlichen Mehrwert schaffen, dass das Thema Wirkungsmanagement an Bedeutung gewinnt, jedoch oft als „Buzzword“ abgetan wird. Zum anderen bleibt es eine Herausforderung, dass Wirkung unterschiedlich definiert wird. Das ist nicht grundlegend problematisch, solang Einigkeit über eine Konzeption von Wirkung besteht: Wirkung ist (annähernd) messbar und kann gezielt gesteuert werden.
Häufige Herausforderungen beim Wirkungsmanagement
Viele Organisationen stehen vor ähnlichen Schwierigkeiten beim Thema Wirkungsmanagement:
- Kapazitätsmangel: Der Alltag wird von operativen Aufgaben bestimmt, wodurch Wirkungsmessung in den Hintergrund gerät.
- Komplexität: Die Vielzahl an Methoden kann überfordernd wirken.
- Messbarkeit: Langfristige Effekte und qualitative Daten scheinen schwer greifbar.
- Bürokratieangst: Die Sorge, dass Wirkungsmanagement zusätzlichen Aufwand bedeutet.
Häufig wird argumentiert, dass Wirkung nicht akut genug sei, um priorisiert zu werden. Dennoch zeigen Erfahrungen, dass eine strategische Verankerung von Wirkung langfristig nachhaltigere Ergebnisse ermöglicht.
Warum fehlende Strategie Projekte scheitern lässt
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass finanzielle Mittel ausschließlich direkt in Projekte fließen sollten, anstatt in deren strategische Steuerung. Das PlayPump-Projekt ist ein Beispiel, das zeigt, warum dies problematisch sein kann:
Ein Karussell sollte durch spielende Kinder Wasser pumpen – eine charmante Idee, die in der Praxis jedoch nicht funktionierte. Die Pumpen lieferten zu wenig Wasser, erforderten große Kraftanstrengungen und waren teuer in der Wartung. Letztlich mussten oft Erwachsene die Arbeit übernehmen. Das Projekt scheiterte, weil die Wirkung nicht strategisch geplant wurde. Die zentrale Erkenntnis daraus ist, dass Wirkung nicht zufällig entsteht. Sie muss gezielt durchdacht, geplant und umgesetzt werden. Daher ist es entscheidend, dass ein Teil des Projektbudgets in Wirkungsmanagement investiert wird, um langfristig nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.
Die Theory of Change als strategisches Werkzeug
Ein bewährtes Konzept für strategisches Wirkungsmanagement ist die Theory of Change. Sie hilft Organisationen, ihre Arbeit konsequent an langfristigen Veränderungen auszurichten. Dieses Modell ist auch ein zentrales Element der Lean Impact Journey.
Die Theory of Change unterstützt Organisationen dabei:
- Eine klare Vision zu formulieren: Was soll sich langfristig verändern?
- Strategien zu entwickeln: Welche Maßnahmen führen zum Ziel?
- Risiken zu identifizieren: Wo bestehen potenzielle Fehleinschätzungen?
- Indikatoren festzulegen: Wie kann der Erfolg überprüft werden?
Anstatt darauf zu hoffen, dass eine Maßnahme „irgendwie wirkt“, ermöglicht die Theory of Change eine gezielte Steuerung und Erfolgsmessung. Sie beantwortet die zentrale Frage: „Machen wir wirklich einen langfristigen Unterschied?“
Praxisnahe Ansätze für Wirkungsmanagement
In der Praxis zeigt sich oft, dass umfangreiche Leitfäden und Methoden als zu aufwendig wahrgenommen werden und daher keine Priorität erhalten. Dabei liegt der Schlüssel nicht in der Perfektion, sondern im pragmatischen Einstieg, wie der IMMPACT Guide ihn ermöglicht:
- Klein anfangen: Wirkungsmanagement muss nicht sofort umfassend sein. Schon erste einfache Indikatoren helfen, Wirkung sichtbar zu machen.
- Iterativ verbessern: Anstatt auf eine perfekte Strategie zu warten, sollten Organisationen klein starten und ihre Methoden nach und nach verfeinern.
- Auf das Wesentliche konzentrieren: Es geht nicht darum, jede einzelne Wirkung zu messen, sondern die zentralen Veränderungen im Blick zu behalten
Fazit: Wirkung ist Strategie, kein Zufall
Wenn Organisationen nachhaltige Veränderung bewirken wollen, reicht es nicht aus, einfach aktiv zu sein. Sie müssen verstehen, warum sie was tun – und wie sie den Erfolg messen und steuern können.
Ein frühzeitiges Einbeziehen von Wirkungsmanagement kann helfen, Ressourcen effektiver einzusetzen und die angestrebten Ziele nachweislich zu erreichen. Die strategische Steuerung von Wirkung sollte daher integraler Bestandteil jeder Organisation sein.
Zu den Autor*innen:
Kolja, Clara und Teresa haben Hintergründe in Philosophie, Politik, Psychologie und Ökonomie. Durch die verschiedensten Erfahrungen im Gemeinwohlsektor suchten sie nach Wegen, systematisch und wirkungsvoll Gutes zu tun. Inspiriert von Ansätzen wie „Doing Good Better“ und der Theorie des Wirkungsmanagements, erkannten sie die Bedeutung strategischer Impact-Planung und entschieden sich, Salt & Impact zu gründen. Dadurch wollen sie evidenzbasierte, datengetriebene Ansätze greifbar und umsetzbar machen, um Ressourcen effizient einzusetzen und echten Wandel zu schaffen. Denn die größten globalen Probleme sind lösbar – wenn wir klug und strategisch vorgehen.
© Bahar Kaygusuz
