„Ob bei Gründung, Berichterstattung oder Investment-Strategie – überall geht es um Impact! Wirkungsmessung ist ein Schlüsselwerkzeug für Organisationen, die ihren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im Sinne der UN-Nachhaltigkeitsziele erfassen möchten. Wie also können wir Methoden zur Wirkungsmessung gestalten und anwenden?“
Felizia von Schweinitz, Doktorandin und Project Lead Impact Measurement and Valuation Lab (IMV-Lab) an der Universität Hamburg
I don’t want to miss a thing … Holistische Wirkungsmessung
Ob bei Gründung, Berichterstattung oder Investment-Strategie – überall geht es um Impact! Wirkungsmessung ist ein Schlüsselwerkzeug für Organisationen, die ihren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im Sinne der UN-Nachhaltigkeitsziele erfassen möchten. Sie können dadurch zum Beispiel Legitimität gegenüber ihren Stakeholdern steigern oder ihren Zugang zu Fördermitteln verbessern.
Holistische Wirkungsmessung: Inputs – Outputs – Outcomes – Impact
Logikmodelle (z.B. das IOOI-Modell) helfen dabei, organisatorische Wirkung zu verstehen und zu messen. Sie erfassen, wie Inputs (z.B. finanzielle Mittel), zu Outputs (z.B. Schulungen) führen. Diese Outputs resultieren in Outcomes (z.B. verbesserte Fähigkeiten und Wohlbefinden der Teilnehmenden), die letztlich gesellschaftlichen Impact (z.B. eine erhöhte Lebensqualität in der Gesellschaft) fördern.
Allerdings sind zahlreiche Methoden zur Wirkungsmessung nicht Open Source und wissenschaftlich unabhängig begutachtet, sondern stark praxisgetrieben. Das ist problematisch, wenn die Methoden nicht valide die holistische Wirkung abbilden, aber als solche behandelt werden – wie beispielsweise viele Methoden zur monetären Bewertung von Wirkung. Diese berücksichtigen oft lediglich zählbare Outputs (wie die Anzahl angebotener Schulungen) und multiplizieren diese mit einem monetären Bewertungskoeffizienten. Sie schätzen also den letztendlichen Impact auf Basis von Outputs, ohne zunächst Outcomes in der Zielgruppe adäquat zu erfassen. Dabei sagt die Anzahl angebotener Schulungen (Output) nichts über die Qualität oder die langfristigen Effekte der Schulungen auf Teilnehmende (Outcome) aus – dennoch wird oft von gesellschaftlichem „Impact“ gesprochen.
Wie also können wir Methoden zur Wirkungsmessung gestalten und anwenden?
1.Wissenschaftliche Methoden, Peer-Review und Transparenz
Holistische Wirkungsmessung sollte über die Quantifizierung von Outputs hinausgehen und insbesondere Outcomes für die eigene Zielgruppe bewerten, um valide Schlussfolgerungen über gesellschaftlichen Impact ziehen zu können. Der Beitrag der Forschung zur Entwicklung von Instrumenten für die Wirkungsmessung liegt in der Methodeneinordnung, transparenten Methodenentwicklung sowie der kritischen Reflexion über Anwendbarkeit und Grenzen der Wirkungsmessung.
2.Praxis und Wissenschaft – ko-kreative Methodenentwicklung
Um Methoden zugleich wissenschaftlich und praxisnah zu entwickeln, sollte die Entwicklung ko-kreativ gestaltet, mithilfe Praktiker:innen und Expert:innen in verschiedenen Workshops und Feedback-Loops. Das IMV-Lab Praxishandbuch Wirkungsmessung ist aus einem solchen Prozess enstanden. Es ist das Ergebnis aus einem BMBF-Forschungsprojekt der Uni Hamburg und LMU München gemeinsam mit Vertreter:innen aus der Impact Community. Was daran neu ist? Es unterstützt Organisationen dabei, wissenschaftliche Methoden anzuwenden und Inputs und Outputs sowohl die Outcome- als auch die Impact-Ebene zu berücksichtigen. Außerdem haben wir uns intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, ob und wann man solche Outcomes monetarisieren sollte und wann man dies valide tun kann.
3.Komplexe Wirkung berichten – das richtige Maß an “Vereinfachung”
Wirkungsdaten sollten differenziert genutzt und mit Bedacht aggregiert werden. Eine übermäßige Vereinfachung kann gegebenenfalls wichtige Details verschleiern und Greenwashing-Vorwürfe befeuern. Die Komplexität der Nachhaltigkeitstransformation erfordert angemessene Ansätze zur Messung komplexer Wirkungszusammenhänge – nur so können Manager:innen wirkungsbasierte Entscheidungen treffen. Eine geeignete Lösung bietet die Kombination quantitativer und qualitativer Evaluationsansätze, um gesellschaftliche und ökologische Wirkung präziser zu erfassen.
Über Messung hinaus gibt das IMMPACT-Modell dann eine Struktur vor, wie Organisationen ihre Wirkungsmessung schrittweise von einfachen Output-Messungen hin zu:
– umfassenderen
– Outcome- und Impact-basierten
– und in die Organisationsstrategie integrierten Systemen entwickeln können.
Felicia von Schweinitz (Doktorandin und Project Lead Impact Measurement and Valuation Lab (IMV-Lab) an der Universität Hamburg)
Felizia von Schweinitz ist Doktorandin an der Professur für Nachhaltiges Wirtschaften (Prof. Dr. Laura Marie Edinger-Schons) der Universität Hamburg. Sie verantwortet dort das Projekt Impact Measurement and Valuation-Lab (IMV-Lab), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und gemeinsam mit der LMU München verwirklicht wird. Im Rahmen der Nationalen Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen verfolgt das IMV-Lab das Ziel, das Thema Wirkungsmessung Sozialer Innovationen systematisch aufzuarbeiten und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um die Wirkungstransparenz bei sozialen Innovationen zu steigern.